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Kaffee unterschiedlich

Was den Italienern ihr Espresso oder Caffé, ist den Deutschen ihr Filterkaffee. Was Du sonst noch über Kaffee wissen solltest, liest Du hier.

„Der Kaffee ist fertig …

… klingt das net unheimlich zärtlich.“ So manch einer erinnert sich vielleicht noch an die gesangliche Liebeserklärung an das koffeinhaltige Heißgetränk des österreichischen Liedermachers Peter Cornelius aus dem Jahr 1980. Und diese Liebe scheint alles andere als vergänglich zu sein. Laut Deutschem Kaffeeverband steht mittlerweile in jedem dritten Haushalt ein Kaffeevollautomat, der Kaffee mahlt und brüht und manchmal sogar noch einen cremigen Milchschaum produziert, weshalb auch 2023 mehr ganze Bohnen als gemahlener Kaffee verkauft wurden. Laut Statista wird der Kaffeekonsum 2024 bei voraussichtlich 4,82 Kilogramm pro Kopf liegen. Daraus lassen sich rund 600 bis 800 Tassen Kaffee brühen, was umgerechnet rund 1 bis 2 Tassen Kaffee pro Tag bedeutet, und das ist nahezu perfekt! Denn 2 bis 3 Tassen Kaffee am Tag verlängern die Lebenserwartung, da diese Kaffeemenge das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung reduziere, so haben es Forscher der European Society of Cardiology in einer Studie aus dem Jahr 2022 nachgewiesen. Gesunde erwachsene Menschen dürfen übrigens, so das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), 400 mg Koffein (über den Tag verteilt) aufnehmen, was ca. 4 bis 5 Tassen Filterkaffee entspricht (1 Tasse Filterkaffee (200 ml) enthält ca. 90 mg Koffein, 1 Tasse Espresso (50 ml) ca. 60 mg). Aber Achtung: Auch Schwarz- und Grüntee, Energy Drinks und Ähnliches zählen zur Koffeinmenge dazu.

Doch wie wurde Kaffee eigentlich entdeckt?
 

Eine Geschichte voller Mythen

Um die Entdeckung des Kaffees ranken sich verschiedenste Mythen, eine der schönsten: Im 9. Jahrhundert bemerkte ein äthiopischer Ziegenhirte, dass seine Ziegen, hatten sie die Blätter und Blüten einer bestimmten Pflanze gefressen, nachts immer besonders munter umhersprangen. Der Ziegenhirte wollte der Sache auf den Grund gehen, sammelte einige der roten Früchte ein und brachte sie in ein nahe gelegenes Kloster. Dort bereiteten die Mönche aus den Früchten einen Sud, tranken ihn und blieben hellwach – und zwar auch während des nächtlichen Betens. Ob der junge Ziegenhirte den Kaffee tatsächlich entdeckt hat, bleibt dahingestellt. Gesichert zu sein scheint jedoch, dass die Kaffeepflanze ihren Ursprung in Äthiopien hat, in der Region Kaffa. Die Araber waren es wohl, die die Kaffeepflanze als Erste kultivierten. Im 15. Jahrhundert verbreiteten die Mekka-Pilger den Kaffee in der arabischen Welt und 1582 berichtete ein Europäer, der den Orient bereist hatte, von dem besonderen Getränk. Doch erst im 16. Jahrhundert gelangte der Kaffee schließlich nach Europa und trat dort seinen bis heute andauernden Siegeszug an.
 

Wusstest Du …?

#1 Einfach sollte es sein, schnell gehen, ohne erst mal Bohnen mahlen und das Pulver aufbrühen zu müssen. Bis löslicher Kaffee jedoch in den Handel kam, war es ein langer Weg, mit viel Kaffee, der im Ausguss endete. 1932 wurde der Chemiker Max Morgenthaler von der Nestlé-Konzernleitung damit beauftragt, Aroma und Geschmack in einem löslichen Kaffeepulver zu konzentrieren. Nach vielen Fehlversuchen trat das Instantgetränk 1937 endlich seinen ersten Feldversuch in der Schweiz an. Die Zielgruppe: alleinstehende Männer. Die konnten nun endlich ohne die Hilfe ihrer Gattinnen einen (mehr oder minder) köstlichen Kaffee zubereiten – eine Erfolgsgeschichte begann. 1938 wird das Patent auf Max Morgenthaler zugelassen und Nescafé ward in aller Munde. 
 

#2 Ein Blatt Löschpapier, ein Messingbecher, ein Hammer, ein Nagel – und der Kaffeefilter war geboren. Erfunden hat ihn Melitta Bentz, eine Hausfrau aus Dresden, denn sie hatte den Kaffeesatz und den bitteren Geschmack in der Tasse einfach satt. Ermutigt von ihren Freunden, meldete sie ihre Erfindung zum Patent an, das sie 1908 auch erhielt. Am 31. Januar 2023 wäre Melitta Bentz 150 Jahre alt geworden.
 

#3 Und was wäre ein Kaffee, wenn es dazu nicht auch die passende Weltmeisterschaft geben würde? Seit 2000 gibt es die World Barista Championship (WBC), bei der die Teilnehmer:innen in nur 15 Minuten 4 Espressos, 4 Milchgetränke inklusive Latte Art (die Kunst des Milchaufschäumens) und 4 Signature Drinks zubereiten müssen. Boram Um aus Brasilien ging 2023 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor und bereitete für seinen Signature Drink unter anderem einen Sirup aus Kirsche, Pfirsich und Limette zu. Nicht jedermanns Geschmack, aber dafür eben ein „Signature-Kaffee“.
 

Kaffee weltweit

Echte Kaffeefans können über Bestellungen wie „Einen entkoffeinierten, laktosefreien Soja-Chai-Latte“ nur müde lächeln, denn wahrer Kaffee ist für sie ausschließlich handgefiltert, mit der richtigen und zwar eben erst frisch gemahlenen Kaffeemenge (55 bis 60 g pro Liter), mit exakt temperiertem Wasser (92 bis 95 °C), mit viel Geduld und noch mehr Liebe. Aber natürlich hat jede und jeder ein ganz eigenes Kaffeelieblingsgetränk und jedes Land seine eigenen Spezialitäten. Ein paar davon stellen wir Dir hier vor.
 

  • Americano (USA): ein Espresso, der nach (!) dem Brühen mit heißem Wasser verlängert wird. Nicht zu verwechseln mit dem italienischen Caffé lungo, einem Espresso, der mit mehr Wasser als der klassische Espresso gebrüht wird und stärker ist als der Americano.
  • Café au lait (Frankreich) ist ein starker Filterkaffee oder doppelter Espresso mit heißer Milch (im Verhältnis 1:1) und wird in einer „bol“ (Schale) serviert.
  • Café bombón (Spanien): ein Espresso mit gesüßter Kondensmilch (sie ist dicker als gewöhnliche Kondensmilch); die Kondensmilch liegt als Schicht auf (!) dem Espresso; Café bombón wird meist in kleinen Gläsern serviert.
  • Café con leche (Spanien): ein Espresso mit Milch (ohne Milchschaum), serviert in einem Glas; manchmal wird die Milch auch separat dazu gereicht.
  • Café mélange (Schweiz): ein Kaffee oder Espresso mit Sahnehaube. Als Schümli (was man des Öfteren liest) wird übrigens eine ganz spezielle Mischung von Kaffeebohnen bezeichnet; den daraus zubereiteten Kaffee genießen die Schweizer:innen pur, mit Milch oder Sahne.
  • Cappuccino (Italien): Der Klassiker aus dem Süden besteht aus einem Espresso (1/3) und aufgeschäumter Milch (2/3).
  • Einspänner (Österreich): ein Espresso mit Sahnehaube, serviert in einem Glas mit Henkel. 
  • Eiskaffee (Deutschland) wird aus kaltem Kaffee (manchmal mit Milch statt Wasser zubereitet), Vanilleeis und Schlagsahne angerichtet. Waffel und Strohhalm dazu und fertig ist das Sommerdessert zum Trinken und Löffeln!
  • Fiaker: ein Einspänner (siehe oben) mit Schuss (Rum); manchmal sitzt auf der Sahne noch eine Kirsche.
  • Flat White (Australien) ist ein doppelter Espresso mit Mikroschaum (fast flüssig und „flach“ aufliegend auf dem Kaffee).
  • Frappé (Griechenland): Kaltes Wasser, Instant-Kaffee, Milch und eventuell Zucker werden zusammen aufgeschäumt und auf Eiswürfeln serviert.
  • Galão (Portugal): das portugiesische Pendant zum Latte macchiato, jedoch mit eher flüssigem Milchschaum, serviert in einem hohen Glas.
  • Kleiner/Großer Brauner (Österreich): ein (doppelter) Espresso, der mit einem Kännchen Kaffeesahne (manchmal auch Milch) serviert wird.
  • Latte macchiato (Italien): Espresso (1/3), Milch (1/3) und Milchschaum (1/3), meist angerichtet in einem hohen Glas.
  • Ristretto (Italien): ein Espresso, der mit weniger Wasser zubereitet wird und daher sehr stark (ristretto) ist.
  • Shakerato (Italien): Italiens Antwort auf den deutschen Eiskaffee: einen doppelten Espresso mit Eiswürfeln, Zucker oder Sirup in einen Shaker geben und ordentlich schütteln. Ohne Eiswürfel abseihen.
  • Türk Kahvesi (türkischer Mokka): Sehr fein gemahlenes Kaffeepulver wird mit Wasser und eventuell Zucker in einer Mokka-Kanne (Ibrik) zweimal erhitzt und nicht abgeseiht serviert. Der Kaffeesatz gehört zum Mokka-Genuss dazu.


Das Revival des Muckefucks 

Ein Muckefuck oder Blümchenkaffee, wie der Kaffee-Ersatz auch genannt wird, ist ein Kaffee, der nicht aus Kaffeebohnen, sondern beispielsweise aus Zichorienwurzeln gebrüht wird. Der Name stammt (so ist es zumindest belegt) vom rheinischen „Muckenfuck“, einer Zusammensetzung aus „Mucken“ (brauner Holzmulm/braune Stauberde) und „fuck“ (faul), was wenig appetitlich klingt. Deutlich charmanter ist da schon die leider nicht belegte Sprachherkunft aus dem Französischen „mocca faux“ (falscher Mokka). 

Da sich einst nicht alle Menschen den teuren echten Kaffee leisten konnten, zog der Muckefuck in viele Haushalte ein. Der Getreidekaffee feiert heute aber längst ein Comeback. Wer etwa auf Koffein verzichten will, nicht aber auf das Kaffee-Aroma, trinkt seinen Lieblingsmuckefuck. Und die Auswahl ist mittlerweile groß.
 

  • Dinkelkaffee: Instantpulver aus gerösteten gemahlenen Dinkelkörnern, das je nach Röstung auch süßlich schmecken kann.
  • Lupinenkaffee: sehr feines Pulver aus den Samen der Süßlupine (glutenfrei), das mit Wasser aufgegossen wird.
  • Malzkaffee wird aus gemälzten (in Wasser eingelegten, zum Keimen gebrachten und dann wieder getrockneten) Gerstenkörnern zubereitet; gibt es als Instant-Granulat oder Instant-Pulver. 
  • Zichorienkaffee: Für den Kaffee-Ersatz werden die gerösteten gemahlenen Wurzeln der Zichorie verwendet; es gibt reinen Zichorienkaffee, aber oft ist er auch in Mischungen (Getreidekaffee) beispielsweise mit Roggen und Gerste zu finden.
     

Welcher Getreidekaffee der gesündeste ist, darüber scheiden sich die „Ersatzkaffeefans“. Die einen sagen, Dinkelkaffee sei am besten, da er die Verdauung anrege, die anderen plädieren für Lupinenkaffee, da er von Natur aus glutenfrei ist. Kinder bevorzugen oft Malzkaffee, da er auch ohne die Zugabe von Zucker leicht süß schmeckt. Generell sind alle Getreidekaffees magenschonend und koffeinfrei. Wegen des Röstvorgangs enthält Getreidekaffee aber (wie auch Bohnenkaffee) geringe Mengen Acrylamid. Experten stufen aber 2 bis 3 Tassen Getreidekaffee täglich als unbedenklich ein. Für Kinder ab 7 Jahren entsprechend weniger.
 

Nach so vielen Informationen ist es nun aber wirklich Zeit für einen Kaffee. Bleibt uns nun nur noch eines zu sagen: Hoch die (Espresso-)Tasse!