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Superfood Ingwer – was die Wurzel, die eigentlich keine Wurzel ist, alles kann

Superfood Ingwer

Optisch ansprechend ist so ein runzliges Stück Ingwerknolle ja nicht gerade, aber unter seiner graubraunen Haut steckt ordentlich Power. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und im indischen Ayurveda wird Ingwer schon lange als Heilmittel eingesetzt, das von innen wärmt. Die Schulmedizin hat erst vor Kurzem damit begonnen, die medizinischen Eigenschaften von Ingwer zu erforschen, vor allem seine Wirksamkeit gegen Übelkeit wurde in Studien nachgewiesen, weshalb Ingwer auch als nebenwirkungsfreies Mittel gegen die leider oft einsetzende Übelkeit bei einer Chemotherapie eingesetzt wird. „Die scharfe Wurzel beruhigt nicht nur den Magen, sondern stoppt den Brechreiz im Gehirn“, so die Deutsche Krebshilfe e. V.

Ein wenig Botanik …

Wunderschön purpurfarben, violett oder gelb blühen die Blüten der Ingwerpflanze, die hierzulande wohl kaum einer kennt. Woher Ingwer stammt, ist nicht sicher belegt. Es wird vermutet, dass Ingwer seinen Ursprung in Sri Lanka oder auf den Pazifikinseln hat. Heute wird die mehrjährige krautige Pflanze Zingiber officinale im tropischen und subtropischen Asien, in Teilen Afrikas, Südamerikas und auf Jamaika angebaut. Die Pflanze, deren Blätter ein wenig an Schilf erinnern, kann bis zu 150 cm hoch werden. Unterirdisch wächst dann das, was wir als Ingwerwurzel kennen, korrekt bezeichnet man es aber als Rhizom, Erdspross oder Wurzelstock. Die eigentlichen fadenförmigen Wurzeln werden entlang des Rhizoms angelegt. Bevor der Ingwer bei uns im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt landet, werden die Wurzeln entfernt und das Rhizom in der Sonne getrocknet.
 

Geschmacksnuancen

Je nach Herkunftsland und Anbau unterscheiden sich auch Aussehen und Geschmack von Ingwer. Ingwer aus China – das wichtigste Importland für den deutschen Markt mit ca. 16.500 Tonnen im Jahr 2021 (52 %, Statistisches Bundesamt) – ist rundlich, hat gelbes Fruchtfleisch und schmeckt „blumig-exotisch“. Die länglichen Ingwerknollen aus Peru – Peru hat sich auf Bio-Ingwer spezialisiert und ist das zweitwichtigstes Importland mit 6600 Tonnen im Jahr 2021 (21 %, Statistisches Bundesamt) – haben ein helles Fruchtfleisch mit mittelmäßiger Faserung und würzig-scharfem Aroma. Ingwer aus Indien schmeckt leicht süßlich, die Knollen aus Jamaika schmecken sehr intensiv … 
 

Ingwer anpflanzen

Ingwer kannst Du sogar auf dem Fensterbrett als Zimmerpflanze kultivieren. Zwar blüht er hierzulande meist nicht, aber dennoch ist Ingwer eine hübsche Grünpflanze. Schneide dazu mit einem scharfen Messer möglichst frische unbeschädigte Rhizome („Ingwerwurzel“) in ca. 5 cm lange Abschnitte, fülle einen etwa 30 cm tiefen Blumentopf mit ganz normaler Blumenerde, leg die Ingwerabschnitte mit der Schnittfläche nach unten hinein und bedecke sie mit wenig Erde. Wenn Du die Pflanze jeden Tag leicht gießt (Staunässe vermeiden!), wird sich nach ein paar Wochen ein erster Trieb zeigen. Über die Monate wächst Dein Ingwerpflänzchen nun und entwickelt mehrere Triebe (welche wie erwähnt ein bisschen an Schilf erinnern), die nach und nach gelb werden. Dann ist es Zeit für die erste Ernte der unterirdischen Knollen.
 

Frischetest

Ob eine Ingwerknolle frisch ist, erkennst Du daran, dass die Knolle fest ist (sich also nicht mit dem Finger irgendwo eindrücken lässt) sowie an ihrer dünnen pergamentartigen hellbraunen Schale, die nicht vertrocknet und verhärtet aussieht. Ingwer lagerst Du am besten ungeschält und luftdicht verpackt in einer Dose, einem Gefrierbeutel oder einer Papiertüte im Gemüsefach im Kühlschrank, so bleiben Aroma und Inhaltsstoffe mehrere Wochen lang erhalten. Da Ingwer oft mit der Schale verwendet wird (zum Beispiel im Tee), greif am besten zu Bio-Qualität.


Die Inhaltsstoffe

Rund 80 % Wasser enthält die Ingwerknolle und viele sekundäre Pflanzenstoffe. Dazu zählen zum Beispiel die Scharfstoffe Gingerole (vor allem in der frischen „Wurzel“) und Shogaol (vor allem in getrocknetem Ingwer) ebenso wie viele ätherische Öle, etwa Geraniol, Zingiberol, Linalool oder Borneol. Bei den Vitaminen stehen Vitamin C, bei den Mineralstoffen Kalium, Phosphor, Magnesium und Eisen im Vordergrund. Die Scharfstoffe sind für die gesundheitliche Wirkung des Ingwers verantwortlich und haben eine nachweislich milde antiemitische Wirkung, was bedeutet, dass sie gegen Übelkeit und Erbrechen helfen können. Die Kommission E, eine selbstständige wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, hat die Wirkung von Ingwer als positiv bewertet und führt Zingiberis rhizoma als wirksames Mittel gegen die Reisekrankheit und bei Übelkeit und Erbrechen. Geht es um die Übelkeit in der Schwangerschaft, sind die Diskussionen kontrovers. Wenn Du schwanger bist, sprich daher besser vor der Selbstmedikation mit Deinem behandelnden Arzt bzw. Deiner Ärztin. Sicher ist sicher.
 

Die Wirkung der Superknolle

Ingwer enthält jede Menge Inhaltsstoffe, denen unter anderem antientzündliche, antiemetische, antioxidative (sie bekämpfen zu viele freie Radikale) und blutdrucksenkende Effekte zugeschrieben werden. Ein paar davon stellen wir Dir hier vor.

  • Übelkeit und Erbrechen: Wie schon erwähnt, ist die Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit und Brechreiz erwiesen. Man vermutet, dass bestimmte Inhaltsstoffe an den Rezeptoren in Magen und Darm andocken und so Übelkeit und Brechreiz verhindern.
  • Erkältung: Ob Ingwer tatsächlich gegen Erkältungsviren wirkt, konnte in wissenschaftlichen Studien noch nicht nachgewiesen werden. Laboruntersuchungen legen der Knolle aber eine antientzündliche und antivirale Wirkung nahe. Die Schärfe soll für eine bessere Durchblutung der Schleimhäute in Nase und Rachen sorgen, dadurch die Produktion von Antikörpern steigern, die wiederum die Erkältungsviren bekämpfen. Ob das nun stimmt oder nicht: Ein heißer Tee aus frischem Ingwer, Zitronensaft und einem Löffel Honig tut definitiv gut.
  • Verdauungsprobleme: Ingwer wird eine hemmende Wirkung auf das Bakterium Helicobacter pylori nachgesagt. Das wiederum kann sich positiv auf Verdauungsprobleme auswirken und eine Verstopfung, das Völlegefühl nach fettigem Essen sowie Blähungen lindern.
  • Leichte Schmerzen: Die scharfen Bestandteile (Gingerole) des Ingwers hemmen das Enzym Cyclooxygenase und haben damit einen ähnlichen Effekt wie Acetylsalicylsäure in Schmerztabletten. Daher kann Ingwer bei leichten Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Verspannungen und leichter Migräne helfen.
  • Abnehmen: Wer die Worte „abnehmen Ingwer“ in eine Suchmaschine eingibt, wird mit Artikeln zum Thema „Abnehmen mit Ingwer(wasser)“ überhäuft. Auch eine Studie der New Yorker Columbia University aus dem Jahr 2012 soll das belegen. Liest man die Studie aber durch, findet man, dass nur zehn relativ junge Männer daran teilnahmen. Ob das wirklich repräsentativ ist, sei dahingestellt. Aber natürlich schadet Ingwerwasser nicht. Wasser trinken ist gesund und wenn es dann noch lecker aromatisiert ist, trinken wir es alle doch viel lieber.


Rezepte mit Ingwer

Und wenn Du jetzt Lust bekommen hast auf die scharfe Knolle, haben wir Dir hier zum Ausprobieren gleich mal vier Rezepte-Klassiker zusammengestellt.

Ingwertee (für 1 Tasse): 1 walnussgroßes Stück Bio-Ingwer waschen, in kleine (!) Stücke schneiden und in eine Tasse geben. Mit kochendem Wasser übergießen und 10–15 Minuten ziehen lassen. Wer mag, gibt noch Honig und frisch gepressten Zitronensaft dazu. Die Ingwerstücke kannst Du übrigens ruhig weiter im Tee „schwimmen“ lassen.

Ingwerwasser (für 1 Liter): 30 g Bio-Ingwer waschen, in sehr dünne Scheiben schneiden und mit 1 Liter Wasser in einen Topf geben. Das Wasser einmal aufkochen lassen, Topf vom Herd nehmen und das Ganze noch ca. 15 Min. ziehen lassen. Durch ein feines Sieb in eine Flasche abfüllen, etwas abkühlen lassen und in den Kühlschrank stellen. Das Ingwerwasser hält gekühlt 1–2 Tage und kann zum Beispiel mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser und frischer Minze wie eine Limonade aufgegossen werden.

Ingwershot (für 4 Portionen): 40 g Ingwer waschen, schälen und sehr klein schneiden. Mit 20 ml Agavendicksaft und ca. ½ TL gemahlener Kurkuma in einen Mixer geben. Etwa 200 ml frisch gepressten Zitronensaft (aus ca. 2 Zitronen) zugeben und das Ganze gut pürieren. Wenn Du magst, kannst Du das Püree anschließend noch durch ein feines Sieb streichen, um die Ingwerfasern zu entfernen.

Für Sushi-Fans – eingelegter Ingwer (für 1 Glas): 200 g Ingwer waschen, schälen und in hauchdünne Scheiben hobeln. Mit 2 TL Salz vermischen und 1 Std. ziehen lassen. Danach mit einem Stück Küchenpapier abtupfen. 120 ml Reisessig mit 2 TL Zucker in einem Topf aufkochen lassen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Die Ingwerscheiben zugeben und gut verrühren. Den Ingwer mit dem Sud in ein steriles Glas füllen und das Glas fest verschließen. Der Ingwer sollte ca. 1 Woche ziehen, dann darfst Du probieren. Kühl und dunkel gelagert, hält sich der eingelegte Ingwer etwa 6 Monate.
 

Ingwer ist gesund, das steht außer Frage. Und wer den leicht scharfen Geschmack mag, umso besser. Doch nicht jede und jeder verträgt Ingwer gleich gut, was insbesondere auch bei kleinen Kindern beachtet werden muss. Die ätherischen Öle können die Magenschleimhaut reizen, Gingerole können Sodbrennen auslösen und auch der Blutdruck kann sich bei Menschen, die ohnehin an hohem Blutdruck leiden, erhöhen. 50 g frischer Ingwer pro Tag sind bei einem gesunden Menschen normalerweise unbedenklich. Hast Du aber an einem empfindlichen Magen, nimmst Du blutverdünnende oder auch andere Medikamente oder bist Du schwanger, empfiehlt es sich immer, vor dem Genuss Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin zu halten. Und wenn er oder sie sein/ihr Go gibt, steht der Wunderknolle nichts mehr im Weg.