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Selbstheilungskräfte aktivieren

Selbstheilungskräfte

Die Selbstheilungskräfte aktivieren

Die Selbstheilungskräfte aktivieren

Sich selbst heilen – das klingt ein bisschen nach Zauberei, aber unser Immunsystem ist unentwegt damit beschäftigt, Eindringlinge genau zu studieren, sich ihre Eigenschaften zu merken, um sie dann möglichst schnell wieder loszuwerden. An einfachen Dingen wie etwa einer Schnittwunde am Finger kannst Du sehen, was Dein Körper innerhalb kürzester Zeit leistet: Die Blutung wird gestoppt, es bildet sich ein schützender Schorf und bald sieht Dein Finger wieder aus wie neu. Und auch wenn wir bei einer Erkältung Nasenspray, Halsschmerztabletten und Erkältungstropfen einsetzen, damit es uns schnell besser geht, ist das lediglich eine Behandlung der Symptome; die Erreger selbst bekämpft unser Immunsystem. Klar, bei schwerwiegenden Krankheiten funktioniert das nicht ohne das Zutun der Medizin, aber auch in diesen Fällen können wir unser Immunsystem unterstützen. Positive Gefühle und Gedanken spielen dabei eine bedeutsame Rolle – und das ist mittlerweile sogar wissenschaftlich bewiesen.
 

Ein besonderes Forschungsgebiet: die Psychoneuroimmunologie

Der Innsbrucker Mediziner und Psychologe Christian Schubert ist ein gefragter Experte, wenn es um das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele geht – das Forschungsgebiet der Psychoneuroimmunologie (PNI). Schubert weiß, dass Gefühle eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Entzündungsmarker im Urin bei all den Testpersonen anstiegen, die emotionalen Belastungen ausgesetzt waren. Wut, Angst vor Arbeitslosigkeit, Prüfungsstress, Streit mit dem Partner bzw. der Partnerin – all das schwächt unsere Immunsystem ebenso wie körperlicher Stress, etwa ein Beinbruch oder ein Sonnenbrand.
 

Akuter und chronischer Stress

Nicht immer ist Stress negativ. Bei akutem Stress, zum Beispiel vor einem sportlichen Wettkampf oder einem Vortrag, werden wir kurzfristig durch Stress sogar leistungsfähiger und unsere Immunaktivität verbessert sich, um „bei Gefahr“ gewappnet zu sein. Ist alles gut gegangen, haben wir gewonnen, wurden wir gefeiert, werden nach akuten Stressphasen sogar Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet, die unser Immunsystem stärken. Ein gesunder Organismus erholt sich dann auch schnell von selbst. Stehen wir aber schon länger und/oder immer wieder regelmäßig unter Strom, schlafen wir außerdem zu wenig oder fühlen wir uns depressiv und antriebslos, kann aus akutem Stress chronischer Stress werden. Bluthochdruck und eine gesteigerte Herzfrequenz können die Folgen sein. Möglicherweise ist chronischer Stress auch Auslöser von vielen Autoimmunkrankheiten, deren Ursachen oft nicht geklärt sind und die nicht geheilt, sondern meist nur medikamentös behandelt werden können, wie zum Beispiel die Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder die Hautkrankheit Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte). Bekannt ist: Sogenannte autoreaktive T-Zellen greifen gesunde Körperzellen an. Die Hypothese der PNI: Chronischer Stress schwächt nachweislich unsere Immunsystem, die Stressoren machen uns wütend und diese Wut wiederum richtet sich gegen den eigenen Körper. Die Autoimmunreaktion beginnt.
 

Nicht zu lange warten!

Eine Zeitlang kann unser Körper Dauerstress kompensieren, je nach Konstitution und Erfahrung manchmal über Jahre – bis es zum Crash kommt. Aber dann musst Du handeln. Wie bei so vielem ist Entspannung hier der Schlüssel zum Erfolg. Sagt sich leicht und ist es meist nicht. Merkst Du, dass Dir alles über den Kopf wächst, nimm Dir möglichst schnell eine kurze Auszeit und stell Dir die folgenden Fragen:

  • Was macht mich glücklich?
  • Welche Bedürfnisse habe ich eigentlich?
  • Wann bin ich zufrieden?
  • Wer oder was kann mir dabei helfen, meine Sorgen und Probleme zu verarbeiten?

Das hilft Dir, wieder Dich selbst in den Fokus zu rücken und Dich wieder auf Dich zu konzentrieren. Und nach und nach (nicht von jetzt auf gleich, das ist wieder nur Stress!) verfolgst Du DEINE Ziele.


Entspannung, jetzt!

Alles, was Dir guttut, ist jetzt genau richtig. Vielleicht malst Du gern, vielleicht gehst Du gerne in die Sauna oder nimmst ein Vollbad. Wichtig ist, dass Du Dir schnellstmöglich jeden Tag eine kleine Ruheinsel gönnst. Und dann überlegst, wie Du wieder Kraft sammeln kannst, ob allein, mit Freunden, mit professioneller Hilfe.

 

Positiv denken

Leichter gesagt, als positiv gedacht. Doch Optimismus ist erlernbar, wie US-Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2019 behaupteten. „Optimismus ist zwar zu rund 25 Prozent genetisch bedingt (…), ist aber auch erlernbar.“ Nach Ansicht der Forscher ist ein Optimist jemand, der daran glaubt, dass gute Dinge passieren. Probier das doch einfach mal aus. Schreib Dir ein paar positive Affirmationen auf und verteile sie in Deiner Wohnung, sodass Du sie jeden Tag sehen und lesen kannst – immer und immer wieder. Affirmationen, das sind ermutigende Aussagen, die festgefahrene und entmutigende Gedanken durch positive ersetzen, quasi eine Autosuggestion für Dein Unterbewusstsein. Ein paar Beispiele:

  • Ich bin stark und mutig
  • Ich komme meinem Ziel jeden Tag einen Schritt näher
  • Ich vertraue auf meine Fähigkeiten
  • Alles ist machbar
  • Ich bin jeder Herausforderung gewachsen
     

Ein Freund, ein guter Freund …

Ein intaktes soziales Netzwerk hilft dabei, besser mit Stress umzugehen, kann unsere Selbstheilungskräfte aktivieren und sogar unser Leben verlängern, das konnte mittlerweile in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Dabei kommt es gar nicht auf die Größe des Freundeskreises, sondern vielmehr auf die Qualität an. Einen Freund oder eine Freundin persönlich zu treffen – und wenn es nur für eine Stunde ist –, ist hierbei definitiv besser als chatten!
 

Beweg Dich!

Sport ist erwiesenermaßen ein Stresskiller und macht glücklich, was daran liegt, dass sich bei einer mäßigen Belastung von rund 20 bis 30 Minuten (zum Beispiel bei einem entspannten Lauf in der Natur) die Menge an den Botenstoffen Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin erhöht, was unsere Stimmung aufhellt und uns glücklich macht. Wichtig aber: Die ausgeübte Sportart muss Dir wirklich Spaß machen und Du solltest sie regelmäßig (etwa dreimal die Woche) ausüben. Positiver Nebeneffekt: Nach dem Training fällst Du müde (und glücklich) ins Bett, denn ausreichend Schlaf ist gleichermaßen ein wertvoller Helfer gegen Stress.
 

Ruhe – auch für die Ohren

Lärm ist ebenfalls ein Stressor und kann krank machen, auch wenn jeder seine individuelle Schallgrenze hat. Doch Dauerlärm, ob im beruflichen Umfeld oder in der Großstadt, macht uns gereizt, unruhig und erhöht unseren Blutdruck. Selbst wenn wir schlafen, sind unsere Ohren immer in Habachtstellung. Individuell angepasste Ohrstöpsel für den Tag und aus weichem Silikon für die Nacht (aus dem Hörfachhandel; Kosten: zwischen 100 und 200 Euro pro Paar) können helfen. Aber generell hilft es auch, die Musik und den Fernseher leiser zu stellen (vor allem, wenn man Kopfhörer nutzt), Parallellärm zu vermeiden (Musik, Waschmaschine, Drucker etc. sollten nicht gleichzeitig laufen) und beim Kauf von Geräten von vornherein auf die Lärmemissionen zu achten. Leise Waschmaschinen schaffen es beim Waschen auf etwa 45 dB, beim Schleudern auf rund 72 dB, ein Kühlschrank brummt im Schnitt zwischen 40 und 60 dB. Am besten den Fachhändler um Rat fragen!

 

Stress gänzlich zu vermeiden, ist in unserer heutigen Welt eigentlich nicht möglich, aber Du kannst lernen, resilient zu werden, also gelassener auf Stress zu reagieren, Dir und Deinen Fähigkeiten zu vertrauen und alles ein bisschen positiver zu sehen. Manchmal hilft es, in Gedanken eine negativ erlebte Situation positiv zu denken, seinen Lieblingssport zu machen, laut Musik zu hören, vor dem Zubettgehen all das aufzuschreiben, worüber man sich Sorgen macht, und dann eine Nacht drüber zu schlafen.

Doch wenn Du merkst, dass nichts mehr hilft, Du Dich nur noch schlapp und ausgelaugt fühlst und nicht mehr richtig in die Gänge kommst, dann wird es Zeit, die Reißleine zu ziehen, Dir baldmöglichst eine Pause zu gönnen und Dir notfalls auch Hilfe von außen zu suchen. Denn auch das ist Teil der Selbstheilung.